GEFEK

Jeder hat das Recht auf angemessenen ärztliche Versorgung

 

Die Gesellschaft zur Förderung eigenständiger Krankheits-bekämpfung in Entwicklungsländern (GEFEK)  fördert  den  Austausch von medizinischer und biomedizinischer Kenntnis zwischen Industrienationen und  Entwicklungsländern. Ein wichtiges Ziel ist die Entwicklung neuer Methoden zur ein- fachen und  preiswerten  Diagnose von verbreiteten Infek-tionskrankheiten und  die Vermittlung des entsprechenden Know- Hows an Wissenschaftler in den betroffenen Ländern.  Ziel ist,  dass  die  Methoden  dort eigenständig,  d.h.  ohne  Hilfe  aus dem Ausland durchgeführt und gegebenenfalls selbst weiterentwickelt werden können.  

 

GEFEK  Gesellschaft zur Förderung eigenständiger Krankheitsbekämpfung in Entwicklungsländern, Ludwig-Rinn-Str. 8,  35452  Heuchelheim

Vorsitzender: Prof. Dr.Ewald Beck, Tel. +49 641 85304                          

Email: beck.GEFEK@yahoo.de

Spendenkonto: Volksbank Mittelhessen. BLZ: 51390000, Konto Nr.: 46434501
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Jahresbericht 2014         

Nach fast 70 Jahren Frieden in Europa erscheint die Weltlage seit kurzem plötzlich auch für uns wieder bedrohlich. Berichte über den menschen-verachtenden Krieg des Assad-Regims in Syrien werden verdrängt durch noch schrecklichere Massaker der radikalen Milizen des IS im Irak und Boko Haram in Afrika, die Bombardierung Palästinas durch Israel und den Konflikt in der Ukraine. 

Angesichts dieser Krisen beginnen wir uns zunehmend um unsere eigene Existenz zu sorgen. Müssen wir im Winter frieren, wenn die Gaslieferungen aus Russland ausbleiben?  Was tun mit der wachsenden Zahl von Flüchtlingen aus Bürgerkriegsregionen, die sich binnen Jahresfrist verdoppelt hat? Dazu kommen hausgemachte Probleme wie die Frage der immer krasser werdenden ungleichen Einkommensverhältnisse, die bei uns inzwischen bei mehr als einem Viertel der Bevölkerung zu Verarmung geführt haben? Müssen wir uns da auch noch um soziale Missstände in anderen Teilen der Welt kümmern? 

Die Antwort ist eindeutig ja, wie die Ebola-Epidemie in Westafrika mehr als deutlich aufzeigt: Die Seuche hat sich so schnell ausbreiten können, weil dieser Teil der Welt mehr als vernachlässigt wurde. Auf dem Gesundheitssektor herrscht dort noch finsteres Mittelalter. Die Kenntnis elementarster medizinischer Hygienemaßnahmen ist völlig unbekannt. Die Welt kümmert sich inzwischen zwar um die Eindämmung der Seuche. Dies geschieht aber nicht etwa aus Mitleid mit der betroffenen Bevölkerung, sondern aus der Angst heraus, Ebola könne sich auch in unseren reichen Nationen ausbreiten, wie wir das zuvor mit AIDS erlebt haben. 

Die wachsende Bevölkerungsdichte verbunden mit starker Mobilität erlaubt es einfach nicht mehr, große Teile der Welt unterentwickelt links liegen zu lassen. Das rächt sich schnell, wie sich durch den Ausbruch bedrohlicher Seuchen, zunehmenden religiösen Fanatismus und wachsende Flüchtlingsströme dokumentieren lässt. Abschotten der Grenzen hilft nicht. Nur die Stabilisierung unterentwickelter Regionen kann die Lage verbessern. Investitionen in Erziehung, Gesundheit und allgemeine Infrastruktur wie Straßenbau und Versorgung mit sauberem Wasser sind nötig, dazu Hilfe beim Aufbau landwirtschaftlicher und industrieller Produktionsstätten. Zur Finanzierung dieser Investitionen müssen wir vielleicht unsere eigenen Ansprüche etwas reduzieren. Wir könnten aber auch den Mut aufbringen, unser Marktsystem zu ändern, das heute zur Konzentration des Geldes in den Händen weniger Konzerne bzw. ihrer superreichen Manager geführt hat. Dieses Geld fehlt nicht nur bei unserer werktätigen Bevölkerung im Niedriglohn-Sektor, sondern insbesondere auch in den armen Regionen der Welt, deren Arbeitskraft und Bodenschätze wir hemmungslos ausbeuten. An einem T-Shirt, das wir für 10 Euro kaufen, verdient die Näherin in Bangladesch gerade einmal 5 Cent. Jede Tasse Kaffee, die wir trinken, basiert auf Hungerlöhnen. Lediglich bei Fair-Trade-Kaffee wird garantiert, dass die Plantagenarbeiter wenigstens das Existenzminimum von 2-3 Dollar pro Tag verdienen. Die Differenz der Einkommensverhältnissen zwischen den Entwicklungsländern und den Industrienationen hat sich in den letzten 50 Jahren verzehnfacht. 

Wir bekommen die Konsequenzen der ungebremsten Wirtschaftsliberalisierung bereits zu spüren: Es gärt im Bodensatz der Menschheit. Wenn den Ärmsten der Armen nichts bleibt als ihr nacktes Leben, ist dieses Leben nicht mehr viel wert. Dann ist es nur noch ein kleiner Schritt zu religiösem Fanatismus und Aufruhr, denn es gibt nichts mehr zu verlieren. 

Wir haben bei allen Einsätzen in armen Ländern immer wieder die Erfahrung gemacht, dass der weitaus überwiegende Teil der Bevölkerung friedliebend, entgegenkommend und hilfsbereit ist. Auch bei uns sind die Menschen überwiegend friedfertig und hilfsbereit. Von ihrer Hilfsbereitschaft leben viele Hilfsorganisationen, die weltweit die schlimmsten Katastrophen abfedern helfen. Jeder dritte Deutsche spendet jährlich mindestens einmal Geld für humanitäre Zwecke. Viele Hilfsorganisationen arbeiten in der Regel vor Ort mit der Bevölkerung zusammen und achten darauf, dass die Spendengelder möglichst nützlich eingesetzt werden. Demgegenüber wirkt staatlich organisierte „Entwicklungshilfe“ in Form von Nahrungs- und Kleiderspenden nach Meinung vieler Kritiker eher zerstörerisch auf die heimischen Märkte, und direkte Geldzuwendungen verschwinden häufig in den Taschen korrupter Politiker. 

Verbesserungen in den armen Ländern kommen aber nicht durch theoretische Betrachtungen, sondern nur durch aktiven Einsatz zustande. Der Ansatz von GEFEK besteht darin, einen Beitrag zur Verbesserung der lokalen Gesundheitssysteme zu leisten. Dies betrifft insbesondere Anleitung zur eigenständigen Herstellung von Diagnoseverfahren für wichtige Infektionskrankheiten, die eine der Hauptursachen für Krankheit und Tod in diesen Ländern darstellen. Genaue Diagnose ist unentbehrlich für die gezielte medikamentöse Bekämpfung von Krankheitserregern. Leider sind kommerzielle Diagnoseverfahren oft unerschwinglich teuer, oder sie sind für den Einsatz unter den gegebenen Bedingungen nicht verwendbar. 

Wichtigstes Ziel von GEFEK ist die Entwicklung neuer Methoden zur einfachen und preiswerten Diagnose von verbreiteten Infektionskrankheiten und die Vermittlung des entsprechenden Know- Hows an Wissenschaftler in den betroffenen Ländern. Wir haben vor einiger Zeit ein neues Diagnoseverfahren zum Nachweis der Chagaskrankheit entwickelt und es seither immer besser an die lokalen Verhältnisse in Süd- und Mittelamerika angepasst. An der Chagaskrankheit leiden dort mehr als 10 Millionen Menschen. Erreger der Krankheit ist der Parasit Trypanosoma cruzi, der durch blutsaugende Raubwanzen übertragen wird. Die Krankheit führt nicht selten zum Tod durch Herzversagen. Mehr als 10 Prozent der Todesfälle in Bolivien sind nach Schätzung der Ärzte ohne Grenzen auf die Infektion mit diesem Parasiten zurückzuführen. Alle betroffenen Länder Lateinamerikas beschränken sich bisher aber nur auf die Bekämpfung der Raubwanzen, die aktive Suche nach Patienten wird aus Kostengründen nicht betrieben. 

Die Krankheit verläuft in den ersten Jahren nach der Infektion unbemerkt, erst nach ca. 10 Jahren treten klinische Symptome auf. Medikamente helfen aber nur in der frühen Phase, bei fortgeschrittener Krankheit sind sie unwirksam. Zur Ausrottung der Seuche müssten daher in jedem Land in jährlichem Abstand mehrere Millionen Menschen untersucht werden, um neu infizierte und somit noch heilbare Patienten aufzufinden. 

Unser neues Diagnoseverfahren ist nachweislich der bisher empfindlichste Test. Es benötigt nur  einen  Tropfen  Blut  und  kann  im  Feld  ohne  Hilfsmittel  in  kurzer  Zeit  von  wenig geschultem Personal durchgeführt werden. Das Ergebnis ist mit dem bloßen Auge abzulesen, die Herstellungskosten liegen unter 10 Cent pro Tests. 

Wie bereits im letzten Jahr berichtet, war es uns bisher nicht möglich, die bolivianischen Gesundheitsbehörden von der Notwendigkeit und dem volkswirtschaftlichen Nutzen einer allgemeinen Bekämpfung der Chagaskrankheit durch frühzeitige Diagnose und Therapie zu überzeugen. Es ist uns aber gelungen, ein auf Diagnose spezialisiertes Labor an der Universidád Mayor de San Andrés in La Paz dazu zu bringen, entsprechende Teststreifen selbst herzustellen und qualifizierten Ärzten im Land zunächst kostenlos zur Verfügung zu stellen. Sie können den Test dann parallel zu kommerziellen Nachweisverfahren heranziehen. In den Ländern Südamerikas muss ein positiver Befund für die Chagaskrankheit ohnehin mit einem zweiten Verfahren nachgeprüft werden, denn viele der eingesetzten Tests können fälschlicherweise zu positiven Ergebnissen führen. Wenn sich diese Ärzte selbst überzeugt haben, dass unser Verfahren trotz des geringen Preises gut ist, wird sich das bald herumsprechen. 

Zur Herstellung diagnostischer Teststreifen wie wir sie anbieten verwendet die Industrie Automaten, die für etwa 200.000 Euro erhältlich sind. Das ist für bolivianische Verhältnisse unerschwinglich. Wir haben daher einen vereinfachten Prototyp eines solchen Automaten entwickelt, der die Herstellung mehrerer Tausend Teststreifen durch eine Person innerhalb von 2-3 Tagen erlaubt. Die Materialkosten für unseren Automaten belaufen sich auf etwas mehr als 200 Euro, und er kann in einer feinmechanischen Werkstatt mit wenig Aufwand hergestellt werden. Wir werden den Prototyp im kommenden Frühjahr zum Nachbau nach Bolivien bringen. 

Als weiteres Projekt wurde an der Entwicklung eines einfachen immunologischen Nachweises von Rotaviren in Stuhlproben gearbeitet. Rotavirusinfektionen sind in allen Entwicklungsländer die wichtigste Ursache für tödlich verlaufende Durchfälle bei Kleinkindern. Wie berichtet, hatten wir die Arbeit schon im Vorjahr begonnen, die ersten Tests verliefen jedoch negativ. Nach monatelangen zähen Versuchsreihen im Labor gelang es im Oktober dieses Jahres endlich, das für den Test nötige Virusprotein in einer nachweislich „naturidentischen“ Form herzustellen. In den vorangegangenen negativ verlaufenden Tests hatte sich das rekombinant hergestellte Protein in falscher Weise gefaltet und wurde deshalb immunologisch nicht erkannt. Gegenwärtig wird ein Antiserum gegen das richtig gefaltete Protein hergestellt, das hoffentlich in wenigen Monaten zu positiven Testergebnissen führen wird. 

Zur Diagnose vieler Krankheiten, insbesondere viraler Infektionen werden in zunehmendem Maß molekulare Methoden eingesetzt. Für weltweit verbreitete Seuchen wie AIDS, Hepatitis C, aber auch für das Ebolavirus sind dies die einzigen zuverlässigen Nachweismöglichkeiten. Hinzu kommt, dass auf diese Weise auch hervorragend zwischen verschiedenen Varianten klassischer Krankheiten wie den Erregern der Tuberkulose oder multiresistenten Formen von Staphylococcus aureus (MRSA) differenziert werden kann. Um diesen neuen Markt zu bedienen, wurden Verbesserungen insbesondere des Enzyms Reverse Transkriptase entwickelt, die die Handhabung dieser anspruchsvollen Technologie sehr erleichtern. Fortgeschrittene Labors in Bolivien und in der Mongolei benutzen trotz extrem hoher Preise bevorzugt diese neuen Formen des Enzyms, weil sie damit wesentlich einfacher zu exakten Resultaten kommen. Die verbesserten Eigenschaften des Enzyms kommen durch einige Veränderungen in der genetischen Blaupause zustande und sind mit etwas detektivischem Spürsinn in der Literatur aufzufinden.  Es war  für uns  daher  Anfang  des Jahres nicht sehr schwierig, das Enzym in seiner optimalen und gleichzeitig auch sehr einfach aufzureinigenden Form herzustellen. Diese neue hitzeresistente Form der Reversen Transkriptase wird inzwischen in der Mongolei in Eigenregie hergestellt, nach Bolivien wird das Enzym im nächsten Frühjahr gelangen. Auch in Äthiopien könnte es vielleicht bald zum Einsatz kommen. Seit wenigen Monaten haben wir eine Kooperation mit diesem afrikanischen Land. In Anbetracht von AIDS und Ebola wird das Enzym dort sicher am wichtigsten benötigt. Ob sich im Hinblick auf die kaum entwickelte medizinische Infrastruktur des Landes molekulare Diagnose etablieren lassen wird, bleibt allerdings abzuwarten. 

In der Bilanz war das Jahr für GEFEK zufriedenstellend. Die sich im Vorjahr angebahnte Kooperation mit der Mongolei hat sich verfestigt. Wir konnten beim Aufbau eines auf molekulare Diagnoseverfahren spezialisierten Labors mitwirken. Das Labor produziert die von uns entwickelten Enzyme Taq Polymerase und Reverse Transkriptase und versorgt inzwischen mehrere Kliniken in der Hauptstadt Ulanbator mit Testkits für eine Reihe von verbreiteten Infektionskrankheiten für einen Bruchteil des Preises, den die entsprechenden Diagnostika auf dem freien Markt kosten. Auf diese Weise können viel mehr Krankheiten rechtzeitig diagnostiziert und therapiert werden. Bisher wurden solche Krankheiten oft erst an ihren Spätfolgen erkannt, wenn schon irreparable Schäden aufgetreten waren (unter anderem Syphilis und andere Geschlechtskrankheiten, Hepatitis C). Im Gegenzug haben wir von diesem Labor einige Methoden erlernt, die die Handhabung molekularer Diagnoseverfahren praktikabel für weniger gut ausgestattete medizinische Einrichtungen machen. 

Für die Fortsetzung der Kooperation mit Bolivien wurde viel Vorarbeit geleistet. Der oben erwähnte Automat zur Herstellung von Teststreifen für die Chagaskrankheit wurde entwickelt, daneben ein neues Verfahren zur Diagnose von Rotavirusinfektionen. Letzteres hat leider wesentlich mehr Zeit benötigt, als veranschlagt war. Daher wurde die für den Herbst geplante Reise auf das kommende Frühjahr verschoben. Die neu entwickelte temperatur-resistente Form der Reversen Transkriptase war ursprünglich für den Einsatz in Bolivien gedacht, wird aber bereits jetzt schon erfolgreich in der Mongolei und möglicherweise auch bald in Äthiopien eingesetzt.


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